Analyse: Billiges Geld, Zombiewirtschaft - Markus Krall

Markus Krall wurde am 15.10.2020 von Burkhard Müller-Ullrich interviewt und das Ergebnis wurde unter dem Titel Billiges Geld, Zombiewirtschaft auf YouTube veröffentlicht. Ich habe mir die knapp 38 Minuten sehr aufmerksam angehört und finde die Inszenierung der beiden Akteure ungeheuerlich, weshalb ich in diesem Post eine Analyse schreibe und die Methoden entlarve, damit die wirkliche Absicht und die eigentliche Botschaft deutlich wird.

Zynismus

Der YouTube Kanal läuft unter dem Titel "Achse des Guten". Ohne die Hintergründe zu kennen, diese Bezeichnung deutet bereits auf die Intention der Akteure hin. Sie selber sind die Guten und alle anderen, insbesondere die mit abweichender Einschätzung, sind automatisch die Bösen. Bei diesem Framing wird die sachliche Diskussion schon von Beginn an ausgeschlossen. Das Zynische daran: im gesamten Beitrag wird suggeriert, dass die beiden die Welt verbessern wollen. Aber bitte nur so, wie sie selber das wollen, alle anderen müssen das einfach so hinnehmen, wie es von Krall und Co beabsichtigt wird. Dies sagt er auch ganz deutlich: "die meisten Menschen sind Schlafschafe". Er unterstellt also gleich zu Beginn uns allen, dass wir zu blöd sind und mit uns nicht zu rechnen ist. Da hat er sich verrechnet.

Zynisch sind die beiden aber auch deshalb unterwegs, weil Burkhard Müller-Ulrich (BMU) in der Einleitung darauf hinweist, dass die WHO den 15.10. (Tag des Interviews) zum internationalen Tag des Händewaschens erklärt hat. Nicht ohne gleich darauf die aktuelle Wirtschaftskrise als Verschulden "vor allem der deutschen Regierung" hinzustellen, die sich aber "die Hände in Unschuld waschen, natürlich WHO-gerecht". Nein, ich musste nicht lachen.

Behauptungen

Markus Krall (MK) lässt sich als Wirtschaftswissenschaftler bezeichnen. Finde ich ehrlich gesagt sehr gewagt, denn wie die nachfolgenden Ausführungen zeigen werden, muss ich das bezweifeln. Ich bin zwar auch keiner, aber meine 6 Semester sowohl BWL als auch VWL haben genügend Grundlagen gelegt, die MK-Aussagen als sehr unwissenschaftlich daher kommen zu sehen.

Seine nächste Behauptung, er mache sich kurzfristig sehr große Sorgen aber langfristig sei er "sehr optimistisch, weil es eine Katharsis auslösen wird". Nach seiner Einschätzung müsse dies zwangsläufig dazu führen, dass die "gescheiterten sozialistischen Rezepte", die in Deutschland um sich gegriffen haben sollen, durch die Stärkung der Marktwirtschaft ersetzt werden, "die uns nur zu besseren Zeiten hinbringen kann". In dieser Aussage sind mindestens zwei Behauptungen enthalten, die infrage zu stellen sind: in Deutschland finde ich keine offensichtlich sozialistischen Rezepte in der täglichen Politik und/oder Wirtschaft und dass Marktwirtschaft bessere Zeiten bringen solle ist schon komplett unglaubwürdig, weil diese in den letzten 30 Jahren genau das Gegenteil bewirkt hat. Ich kann nur vermuten, dass MK schlicht und ergreifend nicht weiß, worüber er hier redet.

Das Krisenmanagement der deutschen Regierung, und das bezieht sich aus dem zeitlichen Zusammenhang offensichtlich auf die Corona-Pandemie, bezeichnet er als Gängelung der Menschen und was ihn angeblich traurig stimmt, dass sich die Menschen angeblich gerne gängeln lassen. Die Vermutung liegt nahe, er begründet dies wohl mit der Tatsache, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung den Maßnahmen zustimmt und sich solidarisch und fürsorglich verhält. Er kommt offensichtlich nicht auf die Idee, dass es auch Menschen mit Verstand gibt, die zu einem entgegengesetzten Ergebnis kommen wie er und seinesgleichen. Zu behaupten, die Mehrheit hier in Deutschland sei zu blöd und lasse sich deshalb gerne gängeln, ist ein Frechheit.

Er setzt seine Behauptungen mit der "gleichgeschalteten Medienlandschaft" fort, er nimmt angeblich sogar wahr, dass "wir nur noch Jubelmedien" haben. Zu seiner Entschuldigung kann ich hier nur anführen, dass er offensichtlich die falschen Medien konsumiert. Ich selber erlebe tagtäglich enorm differenzierte Berichterstattung sowohl in öffentlich-rechtlichen als auch in privaten Medien. Entweder MK kennt diese Medien nicht oder er hat einfach schon vor längerer Zeit abgeschaltet. Dann sollte er aber solche Behauptungen sein lassen, denn er weiß offensichtlich schon wieder nicht, worüber er redet.

Dann geht er natürlich auf die schwächsten der Schwachen los und behauptet, dass die "Kurzarbeiter das gerade als 9-monatigen Urlaub" empfinden, "weil die nichts tun müssen und fast 100% ihres Geldes bekommen, das sie sonst auch immer haben". Ich muss sagen, bei Dummheit gibt es scheinbar keinen Mengenrabatt, es wird bei großer Anhäufung einfach nicht weniger schlimm. Dieser Mensch hat keine Ahnung. Er hat kein Mitgefühl. Er ist skrupellos und hetzt Menschen gegeneinander auf. Alleine in dieser Behauptung stecken schon wieder drei falsche Behauptungen drin: Kurzarbeit fühlt sich alles andere als Urlaub an, das Einkommen reduziert sich nicht unerheblich und ist weit von den behaupteten 100% weg und dass diese Menschen nichts tun müssen, ist eine bodenlose Verharmlosung der Realität. Die Menschen in Kurzarbeit machen sich Sorgen und sind auf der verzweifelten Suche nach Perspektiven - das ist zwar keine entlohnte Tätigkeit aber so zu tun, dass diese Menschen seit 9 Monaten in der Hängematte liegen ist einfach blanker Hohn.

Die letzte Behauptung, die ich hier anführen will, passt eigentlich in die nächste Kategorie, die Lügen. Da ich das aber nicht belegen kann, werfe ich MK hier nur vor, dass er mit folgender Behauptung bewusst Fake produziert, um seinem wirklichen Ziel (siehe später) einen weiteren Schritt näherzukommen. Er behauptet von einer Stadt in NRW gehört zu haben, in der die Hundesteuer mittlerweile mehr Einnahmen generiert als die Gewerbesteuer. Herr Krall, sie sollten sich schämen. Wenn das stimmen würde, hätten sie einfach den Namen der Stadt genannt. Und wenn sie tatsächlich Wissenschaftler wären, dann hätten sie eine Quellenangabe geliefert. Beides tun sie nicht und deshalb ist das hier reiner Populismus - oder schon Propaganda?

Lügen

Die 6 zuvor aufgeführten Behauptungen von MK hätte ich ebenso gerne hier als Lüge eingeordnet. Da zum Lügen aber Absicht gehört, bin ich hier vorsichtig. Denn ich kann nicht belegen, ob er es nicht besser weiß oder absichtlich falsch darstellt. Meiner persönlichen Überzeugung nach verfolgt er aber definitiv ein persönliches Ziel und zu dessen Erreichung ist er sich für nichts zu Schade, er folgt dem Beispiel der Populisten und Despoten, die mit Falschinformationen die Stimmung aufheizen um damit den Boden für die nächsten Schritte zu bereiten.

Aber eine seiner Aussagen ist definitiv eine Lüge, und dessen waren er und BMU sich auch bewusst. Wie abgesprochen fiel dem Interviewer nämlich auf, dass "der Untergang aber schon oft vorhergesagt" wurde, Anmerkung von mir: insbesondere auch mehrfach von MK. Dies bemerkte er, nachdem MK in langen Ausführungen über billiges Geld, fehlende Wertschöpfung, Idioten in der Politik sowie den Zusammenbruch noch vor der Bundestagswahl 2021 fabulierte. Die Antwort von MK: "Ich habe bisher immer nur vom Anfang der Krise gesprochen." Und genau das ist fett und breit gelogen. Am 21.3.2020 hat er den Bankencrash spätestens in 8 bis 12 Wochen prognostiziert. Und wie es sich gehört, hier ist die Quelle. Und wenn man die Vita von MK nur oberflächlich recherchiert, dann findet man diese Schwarzmalerei seit langer Zeit - offensichtlich lebt er genau davon.

Tatsächliche Agenda

Was treibt eigentlich einen Menschen wie MK an, dies so zu tun? Offensichtlich ist dieser Mann nicht geistig umnachtet, er kann frei sprechen und zusammenhängende Sätze formulieren. Ganz im Gegenteil, akustisch kommt er sogar noch ganz jovial daher und schafft es mit einer ruhigen und tiefen Stimme, Vertrauen aufzubauen. Aber warum vergeudet er sein Talent, fast ausnahmslos mit Falschinformationen zu argumentieren oder, wie ich nun im Folgenden erläutern will, indem er Zusammenhänge herstellt, die es so gar nicht gibt.

Wie bereits der Titel des Interviews zeigt, geht es ihm in diesem Beitrag um billiges Geld. Er erläutert, dass wir - und das bezieht er auf Deutschland - von der Substanz leben und dies zu einem Zusammenbruch spätestens innerhalb der nächsten 10 Monate führen wird. Er redet von der Zentralbank, von Inflation, Depressionen, Krisen, wertlosen Assets, Firmenpleiten und vielen weiteren Drohszenarien, die er mit ökonomischen und fiskalischen Grundkenntnissen auch ganz gut in Zusammenhänge stellen kann. Er erklärt im Grund, was Geld überhaupt ist, wie es funktioniert und dass es fundamental vom Vertrauen aller Marktteilnehmer abhängig ist. Daran wäre grundlegend nichts verkehrt. Seine bewusste Täuschung findet aber dort statt, wo er suggerieren will, dass diese von ihm beschriebenen Gefahren derzeit aktuell wäre, weil die angebliche Nicht-mehr-Demokratie Deutschland zu einem sozialistischen Staat geworden sei. Hier stellt er Zusammenhänge her, die nicht stimmen und die deshalb auch alle darauf aufbauenden Schlussfolgerungen wie ein Kartenhaus zusammenfallen lassen. Sein absichtlich herbeigeführter Fehler ist der, dass die von ihm beschriebenen Anforderungen an Sorgfalt, Vertrauen, Werthaltigkeit und vieles mehr die Grundpfeiler der Bedeutung von Geld sind und schon immer waren - das hat alles rein gar nichts mit der aktuellen Krise zu tun.

Doch dann schweift er wieder in Verschwörungs-Geschichten ab und spricht von "DDR 5.0, Superüberwachung und 5G." Meine Güte, da haut er aber einen raus. Ja, es gibt viele Themen und gesellschaftliche Anliegen, die zu ihrer Erhaltung immer wieder und manchmal auch ständig erkämpft werden müssen - wie z.B. die Privatsphäre und der Datenschutz, die durch "Superüberwachung" - oder den Wunsch nach deren Aufbau - gefährdet werden. Und wir alle sind im demokratischen Prozess dazu aufgefordert, für unsere Interessen (z.B. Schutz der Privatsphäre) einzustehen. Genau das ist ja ein Teil von Demokratie.

Stattdessen behauptet er, die laut Grundgesetz vom Volke ausgehende Gewalt sei uns genommen worden, die Parteien hätten viel zu viel Einfluss - obwohl deren Mitbestimmungspflicht sogar ebenfalls im Grundgesetz steht - und dies führe zum Ruin der Demokratie und wir "Schlafschafe" seien darauf reduziert worden, nur noch alle 4 Jahr wählen zu gehen. Dass dies schlichtweg falsch ist und MK sich dessen bewusst ist, unterstelle ich ihm zu seinen Gunsten. Seine Forderung nach direkter Mitbestimmung wie in seinem Musterland Schweiz geht komplett ins Leere. Außer im Bund haben wir genau diese Möglichkeiten auf den Ebenen Land, Kommune und allen Nicht-staatlichen Angelegenheiten. Die Tatsache, dass diese viel zu wenig genutzt werden, ist aber nicht die Schuld der Verfassung oder der Politik, sondern der Bequemlichkeit der Bürger geschuldet. Und wenn er gegen Ende des Interviews dann sogar noch in die Kerbe Lobby-Kritik schlägt, entlarvt er sich endgültig als reinen Populisten. Denn Mitbestimmung ist nichts anderes als für seine und ihre eigenen Interessen einzustehen - also Lobbyismus.

Er hämmert auf die Grundfeste unserer Verfassung ein und unterstellt den Politikern, sie gingen nur "ihrer Lieblingsbeschäftigung nach, den Leistungsträgern das Geld wegzunehmen, um damit die Stimmen der anderen zu kaufen." Um dem entgegenzuwirken, stellt er seine erste Forderung auf: "Es müssen sich neue Eliten finden, die dann die Führung übernehmen." Herr Krall, sie sind kurz davor zum Umsturz unserer Demokratie aufzurufen. Ich setze sie damit exemplarisch den politischen Islamisten gleich, die unsere gesellschaftliche Grundordnung ebenfalls infrage stellen und von Leuten wie Ihnen aufgefordert werden, das Land zu verlassen. Bitte gehen Sie gleich mit, denn augenscheinlich wollen sie in einem Land wie unserem nicht leben und sie haben kein Recht, es nach ihren Vorstellungen umzukrempeln.

In Bezug auf sein Thema billiges Geld wird er dann aber konkreter: da die von ihm kritisierte Vorgehensweise in der aktuellen Krisenbewältigung aber nicht nur in Deutschland, sondern weltweit betrieben wird, glaubt er an eine nie zuvor dagewesene Welt-Wirtschaftskrise. Er spricht dabei von "Irrglaube, dass es in einer solchen Krise eine gute Idee sei zu den Gläubigern zu gehören." Und da Deutschland einer der weltgrößten Gläubiger sei, träfe es uns besonders hart. Ja, was denn nun, jetzt hat er sich so viel Mühe gegeben uns davon zu überzeugen, dass insbesondere die deutsche Regierung einen besonders schlechten Job mache. Und jetzt sind wir international doch noch diejenigen, die von den anderen am meisten zu kriegen haben? Nein, es geht ihm gar nicht um die Politik, seine Forderungen sind konkret ganz andere:

  • Staat aus der Wirtschaft heraus drängen
  • Staatsquote reduzieren
  • Rückbesinnung auf gesundes Geld - das einzig gesunde Geld ist Gold

So, jetzt ist es raus. Er braucht über 30 Minuten um die Katze aus dem Sack zu lassen. Der Mann ist CEO bei Degussa Goldhandel und er hat nur eines im Sinn: seine Geschäfte müssen laufen.

Fazit

Dieser Mann ist ein Egoist, wie er im Buche steht. Er sagt dies selber sogar ganz offen: er fordert endlich ein Ende der Umverteilung (und einige weitere Punkte). Aber genau dieser Punkt entlarvt diesen Wolf im Schafspelz. Er sieht sich als Teil einer Elite, diese soll die Macht übernehmen und von den Wertschöpfungen dieser Volkswirtschaft soll nichts denen gegeben werden, die vielleicht weniger leistungsfähig, krank oder in Berufen tätig sind, die nicht wie ein Goldhändler bezahlt werden.

Schlimm daran ist, der Mann ist gleichzeitig ein Populist und versteht es, seine Ziele mithilfe von Propaganda zu verfolgen. Das macht ihn und seine Mitstreiter gefährlich. Deshalb muss das aufgedeckt und entlarvt werden. Sein wirkliches Ziel ist ein Umsturz, um seinen eigenen Vorteil auszubauen. Er propagiert die Marktwirtschaft und will die ganzen "Schlafschafe" davon überzeugen, dass dann alles wieder besser wird. Er beruft sich dabei u.a. auf Professor Sinn, wonach wir nur mit mehr Marktwirtschaft aus der Krise kämen und damit den "Handstreich von Ludwig Erhard wiederholen sollen", der eigenmächtig und über Nacht die Marktwirtschaft ausgerufen habe und wir deshalb so unbeschreiblich erfolgreich geworden seien.

Wirklich? Sind wir wirklich erfolgreich? Erfolgreich kann ich nur dann gewesen sein, wenn ich zuvor ein Ziel definiert habe und dann den Grad der Erreichung dessen messen kann. Wenn MK also behauptet, wir in Deutschland waren mit der Marktwirtschaft erfolgreich, dann muss das Ziel gewesen sein, den Planeten auszubeuten, die schwächeren Länder im Süden Europas, in Afrika und anderen Regionen der Erde auszutricksen und auf deren Kosten unseren Wohlstand aufzubauen. In dem Fall müsste ich ihm Recht geben: dann war das tatsächlich ein Erfolg.

Deshalb, bevor wir über die Maßnahmen diskutieren, müssen wir zuerst die Ziele definieren. Und hier bin ich mit MK nicht einig. Das, was er für erstrebenswert hält, ist eine Welt, in der ich nicht leben will. Er selber vermeidet es aus guten Gründen, seine Ziele offen darzulegen, denn dann könnte er die ganzen "Schlafschafe", wie er selbst sie nennt, nicht mehr für sich gewinnen und müsste seinen Umsturz alleine organisieren. Er betreibt keine Aufklärung, wie er in dem Interview behauptet, sondern manipuliert Menschen, die aus welchen Gründen auch immer diesen grandiosen Quatsch glauben.

Neuen Kommentar hinzufügen

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Du ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.